Samstag, 8. März 2014 2 Kommentare
Im ersten Teil möchte ich erkunden, was der Sabbat für eine Bedeutung bzw. Bedeutungen hat und im zweiten, was zu Lebzeiten Jesu und nach seinem Tod mit dem Sabbat gschah.
1.1 Ruhetag Jahwes
Das erste Mal, wo in der Bibel der Ruhetag erwähnt wird ist in 1. Mose 2,2:
Zwei Aspekte fallen beim näheren Betrachten auf:
Es ist so wichtig, von dieser „Definition“ auszugehen, weil in der jüdischen Tradition bzw. der Auslegung der heiligen Schrift das „Gesetz des Präzedenzfalls“ (law of precedent) gilt. Dies bedeutet: im Licht der Bedeutung und dem Kontext, wie das Wort zum ersten Mal benutzt wird, soll es auch für jede weitere Bibelstelle angewendet werden.
Der Sabbat wurde den Menschen gegeben, weil Gott selbst an diesem Tag geruht hat.
1.2 Ewiges Zeichen der Heiligung
Die Juden tun es, sogar die Moslems halten strikt ihren Ruhetag als Zeichen für ihre Religionszugehörigkeit – nur die Christen machen eine Ausnahme.
Ich möchte hier auf zwei Punkte eingehen, die mir selbst lange nicht bewusst waren. Nebst dem Aspekt der Ruhe hat der Sabbat noch eine ganz andere, extrem wichtige Funktion:
Dazu ein paar Worte von Thomas Cahill (von mir aus dem Englischen übersetzt):
Kein antikes Volk vor den Juden hatte einen Ruhetag. Der Gott, der das Universum schuf und dann ruhte, ruft uns dazu auf, wöchentlich zu ruhen. Die Verbindungen zu Freiheit und Kreativität liegen direkt unter der Oberfläche dieses Gebots: Freizeit ist die Voraussetzung für Kreativität und ein freies Volk ist frei, Gottes Kreativität nachzuahmen. (De Silva: Money and the Prosperous Soul, S. 100)
1.3 Gedenktag: Befreiung von der Plackerei
Beim Lesen dieser Bibelstelle könnte der Gedanke aufkommen: warum sollte ich mich an diese Befreiung erinnern, ich war nie Sklave in Ägypten. Aber wofür steht denn Ägypten? Für Sklaverei, schuften vom Morgen bis am Abend, nicht frei sein.
Nun mache ich eine Exkursion ins Neue Testament.
In Matthäus 6,13 steht: und befreie uns von dem Bösen. Das Wort, das hier mit „Bösem“ übersetzt wird ist gr. ‚poneros‘ = mühevolle Arbeit; von aussen, von jemand anders auferzwungene Arbeit. Es kommt aus der Wurzel gr. ‚peno‘ = für die tägliche Existenz/den Lebensunterhalt hart arbeiten.
Wenn Du die nächsten Verse liest, überlege, was der Sabbat hier für eine Bedeutung annimmt, v.a. im Zusammenhang mit 5. Mo 5,15.
Leidest Du auch unter der Mühe der Arbeit? Ich kenne so viele Nachfolger Jesu, die 7 Tage in der Woche arbeiten, auch Schüler und Studenten, die jeden Tag lernen, bzw. sich keinen freien Tag gönnen aus der Angst heraus, sonst „zu wenig Zeit“ zu haben. Warum vertrauen ausgerechnet die, die zu Gottes Volk gehören nicht darauf, dass Gott Ihnen mit 6 Tagen genug Zeit gegeben hat – Er, der Ursprung aller Dinge, unser Versorger? Warum tun wir immer so geschäftig? Dazu nochmals ein Auszug aus dem Buch von Stephen De Silva:
Es ist einfach, unter den Einfluss von mühevoller Arbeit zu kommen, wenn man fälschlicherweise annimmt, dass die Geschäftigkeit für eine noble oder geistliche Sache Gott gefällt. Aber Gott war von meiner Plackerei nicht beeindruckt weil sie mich von meiner Beziehung zu ihm abhielt – stattdessen sagte er diese drei kurzen Worte zu mir: halte meinen Sabbat. (De Silva: Money and the Prosperous Soul, S. 98 – Übersetzung aus dem Englischen von mir)
Das Wort Glauben in Eph 6,16 bedeutet auch Vertrauen und heilige Leidenschaft. Ein sichtbares Zeichen des Vertrauens, um die feurigen Pfeile der mühevollen Arbeit/des Bösen abzuhalten, ist der Sabbat: am siebten Tag der Arbeit den Rücken zuzukehren und zu ruhen.
Gott hat sein Volk bereits einmal von mühevoller Arbeit, oder auch Plackerei, befreit und dann den Sabbat als Erinnerung dieser Befreiung genannt. Wenn wir also nach sechs Tagen ruhen und Atem schöpfen (2. Mo 31,17), bieten wir nicht nur der mühevollen Arbeit die Stirn, sondern werden uns wieder bewusst, dass Jesus schon alles für uns getan hat und wir da nichts aus eigener Kraft hinzufügen können.
Übrigens: der erste Lebenstag von Adam war der Sabbat, er begann seine Arbeit sozusagen aus der Ruhe heraus!
1.4 Quelle der Freude
Niemand kann lange ohne Essen leben. Wir alle müssen unseren Körper regelmässig nähren um gesund zu bleiben und überleben zu können. Der Körper braucht aber auch Pause vom Stress bzw. ununterbrochener Arbeit, denn erhöhte Stresshormone im Organismus führen längerfristig zu Krankheit und Tod, wie die Neurologie zeigt. Am siebten Tag zu ruhen bedeutet für Deinen Körper und Geist, Stress abzubauen und Glückshormone auszuschütten. Der Sabbat birgt zudem die Verheissung von Gottes Segen, ein Eintauchen in Deine Erbschaft!
2 Hat der Sabbat am Samstag noch Gültigkeit?
Ich war schon immer überzeugt von der Wichtigkeit des Ruhetages und habe ihn auch allen gepredigt, die es hören oder nicht hören wollten und viel Wert darauf gelegt, an diesem Tag „nichts zu tun“. Bis vor ein paar Monaten galubte ich noch den Theorien, die ich einfach so aus der christlichen Tradition übernommen hatte:
Was sagt aber die Bibel genau zu diesem Thema im neuen Testament?
2.1 Warum der 7. Tag der Woche?
Schon mal gehört, dass der Sonntag der erste Tag der Woche ist? Gott spricht aber davon, den 7. als Ruhetag zu feiern, weil es SEIN Ruhetag ist. Es ist nicht etwa so, dass die Juden sich den selber ausgedacht haben! Wenn also der Sabbat Gottes Ruhetag ist, warum halten die Christen sich nicht mehr daran, warum sollte es plötzlich egal sein, an welchem Tag wir ruhen? Als Gott in der Gestalt Jesus auf der Welt war, hat er auch am Samstag geruht – seinen Jüngern kam es sicher nicht in den Sinn, einen Tag später als ihrem Rabbi zu ruhen – und auch nach seinem Tod hat sich daran nichts geändert. Dazu im nächsten Punkt mehr.
Zu unseren Wochentagen habe ich noch etwas Interessantes herausgefunden: das Wort Samstag kommt vom hebr. ’shabbat‘, der Mittwoch bezeichnet die Mitte der Woche (nach So, Mo, Di und vor Do, Fr, Sa), nach der ursprünglichen christlichen (und jüdischen) Woche. Es sind die einzigen Wochentage, die nicht nach Göttern benannt sind. Der Sonntag, den die Christen heute feiern, ist dem Sonnengott geweiht (in Deutschland nennt man den Samstag z.T. Sonnabend).[1] Interessanterweise ist der Sonnengott v.a. vom ägyptischen Götterkult her bekannt (Gott Ra), dem Ägypten, aus dem die Israeliten befreit wurden. Dies nur so als Gedanke.
2.2 Jesus und die ersten Christen
Als Vorbild für das Christentum schlechthin wird oft die „Urgemeinde“ genannt. Allerdings würde ich meinen, ist es genau so wichtig, wenn nicht wichtiger, den Sohn Gottes selbst als Beispiel zu nehmen – wenn wir uns seine Nachfolger nennen wollen!
Jesus selbst hat das ganze Gesetz erfüllt, das beinhaltet den Sabbat. Wer sagt, er hätte das Sabbatgesetz als einziges nicht bestätigt, erklärt somit seinen Opfertod für ungültig. Denn nur ein fehlerloses Lamm konnte für die Sünden der Menschheit geschlachtet werden. Hätte Jesus nur EIN Gebot missachtet – den Sabbat – wäre er nicht fehlerlos gewesen.
Ja, er hat am Sabbat „Gutes getan“ und geheilt. Aber was kann Gott in der Gestalt eines Menschen anderes als Gutes tun und heilen, wenn er nichts Böses in sich hat? Er kann ja nicht anders, es ist sein Wesen! Er hat aber nie gesagt, dass der Sabbat als Ruhetag keine Gültigkeit mehr hat, jedenfalls nicht in meiner Bibel.
Nun aber zu den Versammlungen der ersten Christen: an welchem Tag ruhten die Nachfolger Jesu im 1. Jh?
Zuerst einmal muss gesagt sein, dass sie nicht vom Judentum losgelöst waren. Sie waren messianische Juden, eine von 26 Denomination innerhalb des Judentums und waren als Nazarener-Sekte (Matth. 2,23; Apg 24,5) oder „der Weg“ (1. Mo 18,19; Apg 9,2) bekannt. Erst später wurden sie Christen (Apg 11,26) genannt, was „kleiner Christus“ bedeutet und ein abschätziger Begriff war, weil sie mit Freuden Verfolgung auf sich nahmen und nicht von ihrem Glauben abzubringen waren. Der Begriff „Christ“ wird heute mit „nicht Jüdisch“ gleich gesetzt, dies war aber im 1. Jh nicht der Fall – im Gegenteil! Erst im Verlauf der ersten Jahrhunderte haben sich die Christen vom Judentum distanziert und wurden sehr judenfeindlich.
Die ersten Christen trafen sich am Sabbat (gr. ‚sabbaton‘) jeweils am Abend in den Synagogen. Was ist aber mit den zwei Bibelstellen, wo vom ersten Tag der Woche geredet wird?
Es handelt sich hier um einen speziellen Sabbat, den ersten Sabbat von sieben, die zwischen dem Tag der Erstlingsfrucht und Pfingsten abgezählt werden. Das Fest der Erstlingsfrucht findet immer in der Festwoche der ungesäuerten Brote statt, und zwar jeweils am Tag nach dem wöchentlichen Sabbat (also nicht an einem fixen Datum, sondern immer am Sonntag während dieser Festwoche, siehe 3. Mo 23,4-10;15-16). Jesus z.B. ist am Tag der Erstlingsfrucht auferstanden. Danach wurden sieben Sabbate abgezählt und am 50. Tag, einem Sonntag, war das Wochenfest (Pfingsten).
Hier gibt es zwei mögliche Übersetzungen: so wie oben gezeigt oder „an einem der Sabbate“, vom Sonntag kann nicht die Rede sein.
2.3 Wann wurde aus Sabbat Sonntag?
Im ersten Jahrhundert noch, wurde der Ruhetag der Christen von der katholischen Kirche auf den „Tag des Herrn“ (Sonntag) verlegt, weil Jesus am 1. Tag der Woche auferstanden war. Die katholische Kirche selbst gibt zu, dass der Tag des Herrn (Sonntag) nicht auf der Grundlage der Heiligen Schrift gewählt wurde, sondern als Machtdemonstration der Kirche.[3] Wenn wir den Sonntag feiern, folgen wir demnach dem Gesetz der katholischen Kirche und nicht dem Gesetz Gottes.
Im Jahr 321 wurde dann der ehrwürdige Tag der Sonne von Kaister Konstantin I. als verpflichtender Feiertag für die Christen durchgesetzt.[4] Jeder, der am jüdischen Sabbat ruhte, wurde exkommuniziert oder getötet.
Im 5. Jh schrieb Sokrates Scholasticus (ein Kirchenhistoriker), dass alle Christen immer noch wöchentlich am Samstag den Sabbat halten, ausser die in Alexandria und Rom, welche einer antiken Tradition folgen[5] (dem Kult der Sonnenanbeter) und den Sonntag als Ruhetag feiern.
Fazit
Meiner Meinung nach gibt es keinen Grund, den Ruhetag nicht ernst zu nehmen oder am Sonntag zu feiern, wenn man einzig Gottes Wort als Grundlage nimmt. Es ist natürlich nicht leicht, nach Jahren, Jahrzehnten oder Jahrhunderten zuzugeben, dass wir falsch liegen. Aber es ist sowieso wichtig, dass wir immer lernfähig bleiben und bereit sind, unsere Weisheit gegen Gottes Weisheit einzutauschen – wie einst König Salomo.
Ich jedenfalls habe vor einigen Wochen angefangen, den Sabbat zu feiern – von Freitagabend bis Samstagabend – und bis jetzt ist es eine Wonne. Den Sonntag nutze ich dann, um mich in Ruhe auf die kommende Woche vorzubereiten, d.h. ich bin dann dem Rest der Welt einen Tag voraus! =)
Allerdings bin ich nicht die Einzige, die den samstäglichen Sabbat wieder entdeckt, anscheinend gibt es weltweit eine Bewegung zurück zu den jüdischen Wurzeln. Ich habe das Alte Testament schon immer geliebt und die Bibel im Licht des Jüdischen Erbguts zu betrachten, und verstehe nun immer mehr was mit Römer 11,17-18 gemeint ist:
Ich will zurück zu den Wurzeln! Zudem gilt es auch heute noch für die, welche zu Gottes Volk gehören wollen, den Sabbat am Samstag zu halten, um sich vom Rest der Welt abzusondern – der den Ruhetag am Sonntag feiert oder gar nicht mehr ruht.
Zum Schluss noch ein Gedankenanstoss:
Gott ist derselbe gestern, heute und morgen. Wenn er einfach seine Meinung über den festgelegten Ruhetag ändern würde (obwohl er ihn im Himmel schon vorher am 7. Tag selbst gefeiert hat), könnten wir uns auch in jedem anderen Punkt nicht auf Ihn verlassen, weil sein Wort dann nicht mehr Ewigkeitscharakter hätte!
[3] www.sabbathtruth.com. This Rock, The Magazine of Catholic Apologetics and Evangelisation. Juni 1997: S. 8. | Jim Staley: And He Rested 00:37:35
Eine Freude diese Erfahrungen von dir zu lesen über das Schwein und den Sabbat, halten uns schon sehr lange an diese göttlichen „Empfehlungen“ – kann Gott nur danken für seine Geduld mit uns Menschenkindern! Freue mich mit dir über diese Liebe zu seinen Gesetzen, toller Beitrag auch über die 3 Tage und 3 Nächte, absolute Spitze. Danke und weiterhin freude im Erkennen von Gottes Wegweisungen.
lg. u Gottes Gegenwart.
Danke! Für mich selber ist es eine wahre Quelle der Freude, Gottes Geheimnissen (endlich!) auf die Spur zu kommen. Ich habe noch weitere Beiträge im gleichen Stil in petto, z.B. darüber, wer die verlorenen Schafe Israels sind… Die Beiträge dürfen sehr gerne geteilt werden! Und ich freue mich auch über jeden, der die verlorenen Schätze wieder für sich entdeckt, es sind noch viel zu wenige….